Stärken-Schwächen

Seine eigenen Stärken und Schwächen zu reflektieren, klingt auf den ersten Blick einfach. Viele glauben, sie beherrschen die Stärken-Schwächen-Analyse, doch leider wird sie oft falschverwendet. Die Stärken der eigenen Firma zu finden ist nicht einfach, vor allem, da wahre Stärken oft nahezu unsichtbar sind. Sie gehen oft zu leicht von der Hand und werden als selbstverständlich hingenommen, aber nicht als besonderer Vorteil.

Zum Anderen werden als Stärken oft Punkte genannt wie Flexibilität und Öffnungszeiten. Doch diese „Stärken“ sind sehr oft schnell von der Konkurrenz imitierbar und deshalb kaum als Alleinstellungsmerkmal zu bezeichnen. . Wichtige Kriterien der Stärke eines Unternehmens ist, dass sie wirklich relevant, transferierbar und auch von Dauer ist. Deshalb müssen sich Firmen die richtigen Fragen stellen. Ein Beispiel: Warum entscheiden sich Kunden für unsere Leistung anstatt die von der Konkurrenz? Vor allem ist es wichtig, kritisch zu sein und wirklich zu hinterfragen, was den Unterschied ausmacht. Ist der Unterschied, den ich sehe, wirklich eine Stärke? Die beste Vorgehensweise ist, zuerst eine Liste zu erstellen und deren Punkte dann sukzessiv mit den definierten Fragen abzuarbeiten. Am Ende sollen nur noch wenige Stärken übrig bleiben – doch diese sind dann wirkliche Vorteile für Ihr Unternehmen. Denn am Ende ist eine wahre Stärke mehr wert als eine Liste mit Vorteilen, die in Wirklichkeit keine sind.
Schwieriger ist es, sich mit den eigenen Schwächen zu befassen – denn wer befasst sich schon gern mit seinen Schwächen? Doch auch hier kommt es wieder auf die richtige Fragestellung an: Was machen wir schlechter als unsere Konkurrenz?  Warum haben wir den Auftrag nicht bekommen, sondern die Konkurrenz?
Ein weiterer Fehler ist: Stärken werden oft als Schwächen gesehen, die Sicht auf die „Schwächen“ erfolgt oft nur durch die interne Firmenbrille. Ein Beispiel: Die Öffnungszeiten Ihres Ladens sind zu lang und damit zu kostenintensiv? Werten Sie diese „Schwäche“ nicht nur unter den firmeninternen Gesichtspunkten. Vergleichen Sie mit der Konkurrenz: Schließt diese früher? Vielleicht entsteht Ihr eigener Umsatz genau dann, wenn der Konkurrent schon Feierabend gemacht hat. So gesehen wird die vermeintliche Schwäche schnell zur Stärke. .

Häufig führt die Stärken-Schwächen-Analyse dazu, dass versucht wird, die vermeintlichen oder realen Schwächen zu eliminieren. Das ist oft der falsche Weg. Denn gerade eine Schwäche kann eine Firma ausmachen und die Kultur, die Marke des Unternehmens, beeinflussen. Der andere Ansatz ist, Stärken weiter auszubauen, sodass die Schwächen von allein verschwinden. Doch hier muss jede Firma für sich selbst eine individuelle Lösung finden.

Das Fazit ist: Nur weil ein Analyseinstrument auf den ersten Blick sehr einfach wirkt, sollte man nicht übersehen, dass eine gewisse komplexe Bearbeitung vonnöten ist. Wenn die Stärken-Schwächen-Analyse jedoch richtig ausgearbeitet wird, ist sie ein sehr gutes Instrument mit hohem Aussagegehalt, die  im nächsten Schritt zu einer SWOT- (Strength, Weaknes, Opportunities, Threats) Analyse ausgebaut werden kann. Durch diese werden die Chancen und Gefahren (externe Komponenten) mit den internen Komponenten (Stärken, Schwächen) in Verbindung gebracht.

Vorsicht ist allerdings auch hier angebracht, denn durch die weiteren Bereiche wird die Analyse nicht einfacher.

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