Ausgewogene Kommunikation auf Augenhöhe

Ein Gastbeitrag von Monika B. Paitl, Inhaberin PR-Agentur communications9, Salzburg

„Was nicht sichtbar ist, hat nicht stattgefunden“, ist einer meiner Lieblingssätze. Alle meine Kunden kennen ihn zur Genüge. Ich wiederhole diesen Satz wie ein persönliches Mantra. Er steht auf meiner Website. Ich beginne meine Vorträge damit. Niemand, absolut niemand, der mit mir zu tun hat, entkommt dieser Aussage.

Ohne Sichtbarkeit keine Bekanntheit

Meine Kunden sind Keynote Speaker, Trainer und Coaches. Also Personen der Öffentlichkeit. Für sie ist es besonders wichtig, ständig an ihrer erhöhten Sichtbarkeit zu arbeiten. Denn erhöhte Sichtbarkeit bedeutet langfristig erhöhte Bekanntheit. Mit der starken Betonung auf langfristig. Das Feld der Weiterbildung ist heiß umkämpft und obwohl der Kuchen groß ist und sowieso immer für alle genug da ist, macht es schon Sinn, regelmäßig auf sich selber, sein Angebot und seine Expertise hinzuweisen. „PR begins at home“, gilt immer noch, daran führt kein Weg vorbei.

Das goldene Zeitalter der PR

Wir leben heute im goldenen Zeitalter der PR, wie ich das nenne. Wir sind so frei, wie nie zuvor. Durch die vielfältigen und fantastischen Möglichkeiten der Welt von Social Media entscheiden heute ganz alleine WIR, wann wir unsere Informationen in welcher Form und welcher Intensität nach draußen tragen. Nehmen wir das Beispiel Buch-PR zur näheren Illustration. Was hatten Autoren bisher für Möglichkeiten – also in der Ära prä-Social Media – ihr Buch bekannt zu machen? Da gab es wenig Spielraum. Bei Erscheinen schrieb der Verlag eine Pressemitteilung, die breitflächig an den gängigen Presseverteiler versandt wurde. Dann konnte man mehr oder weniger nur „geduldig“ abwarten, wer das Thema in welcher Form aufnehmen würde. Nachfassen bei den Redaktionen zu den einzelnen Büchern fand nicht statt, wie auch, bei der riesigen Anzahl von Büchern, die eine Verlagspressestelle auf einmal zu betreuen hat.

Außenkommunikation ohne Grenzen?

Heute dagegen steht jedem Autor, jeder Autorin, ein wahres Feuerwerk an Instrumenten und Kanälen zur Verfügung, um auf sein oder ihr Werk bereits im Vorfeld hinzuweisen. Wir können unsere Facebook Community am Entstehungsprozess des Buches teilhaben lassen, unsere Emotionen beim Schreibfortschritt, der Abgabe, dem Erhalt des ersten Exemplars, teilen. Das funktioniert großartig und erzeugt ein Wir-Gefühl. Leser, die sich am Buchprozess auf diese Weise beteiligt fühlen, bestellen es dann meist auch. Wir können über unsere Bücher bloggen, andere Blogger bitten, diese vorzustellen und in ihre Newsletter aufzunehmen. Wir twittern was das Zeug hält, verbreiten über Google+, senden Statusmeldungen in Xing, informieren unsere internationalen Kontakte via LinkedIn und spielen mit Pinterest. Alle diese Verbreitungsmöglichkeiten stehen selbstverständlich nicht nur für Buch-PR, sondern für unsere gesamten Publikationen, Fachartikel und Interviews zur Verfügung. Die Möglichkeiten sind vielfältig, wir könnten ständig auf unsere Expertise hinweisen. 24/7, morgens, abends und zwischendrin. Immer und überall. Manche tun dies auch. Manchmal bis zum Abwinken. Bis zur Übersättigung.

Auf die Dosierung kommt es

Wie beim Verabreichen von Medikamenten kommt es auch in der PR immer auf die verträgliche Dosis an. Verträglich für die Zielgruppen. Der Grat zwischen „nicht genug“ und „zu viel, ich kann es nicht mehr hören“ ist äußerst schmal und glitschig. Viele sind da schon abgeglitten und blieben in der Unsichtbarkeit verhaftet oder waren so übermäßig sichtbar, dass die Hirne der Zielgruppen schlicht zumachten. Was mir hier als – relativ neutraler – Beobachterin auffällt: Es sind meist die Herren der Schöpfung, die ein Zuviel an Kommunikationsfeuerwerk loslassen. „Wie toll dieses Seminar war, wie supergeil die Standing Ovation nach jenem Vortrag, der Saal wieder megavoll besetzt, der Geschäftsführer so begeistert, ich wurde gleich wieder gebucht …“ Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist durchaus wichtig, regelmäßig auf sich und seine Erfolge und das Angebot hinzuweisen. Die Zielgruppen interessiert das schon, aber bitte mit Maß und Ziel. Aber bitte als Mischung mit anderen – auch mal neutralen – Botschaften. Aber bitte ohne penetrante Inszenierung der eigenen Mega-Erfolgsstory. Niemand hat nur Erfolgserlebnisse, Woche für Woche. Das gibt es schlichtweg nicht im irdischen Leben auf diesem Planeten. Und ganz unter uns, meine Herren: Sie machen sich nur noch interessanter, wenn man Sie ein ganz klein wenig seltener sieht …

En avant, die Damen

Soweit also die Herren. Nun zu den Damen. Ich kenne großartige Expertinnen, die leider oft zu zurückhaltend kommunizieren. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. Diese Ausnahmen sind echte Vorreiterinnen, die auch meist die Dosis besser hinbekommen als ihre männlichen Kollegen. Aber generell gilt: Mann prescht nach vorne , wie wenn es gälte, den vielbemühten Säbelzahntiger abermals zu erlegen und brüllt seine Erfolge nach draußen. Frau schweigt zurückhaltend, wie wir das über die Jahrtausende gewohnt sind. Beim Beerensammeln gibt es eben nicht so viele Erfolgserlebnisse, glauben wir seit ewigen Zeiten. Was ja nicht stimmt. Alle Tätigkeiten sind richtig und wichtig und verdienen gebührende Aufmerksamkeit!

Erst gestern habe ich wieder mit einer großartigen Expertin im Kundenanbahnungsgespräch telefoniert. Sie meinte, „sie sei noch nicht ganz soweit, als Rednerin nach draußen zu gehen, da wäre noch Feilen am Vortrag nötig“. Ich habe zufällig den angesprochenen Vortrag gehört, er war perfekt! Hier ist Zögern und Warten ganz sicher nicht angebracht. Fazit: Wo die einen zu viel machen, tun die anderen zu wenig. Wie wäre es, wenn wir uns entspannt in der Mitte träfen?

Ein Pendel in Balance

Der Ausschlag des Pendels nach links entspricht dem Ausschlag des Pendels nach rechts. Es muss zuerst weit nach links, dann weit nach rechts. Erst dann kann es sich in der Mitte auf einem vernünftigen Pegel einpendeln. Machen Sie es in Ihrer Kommunikation wie das Pendel, von zu viel und von zu wenig direkt in die Mitte. Dann sind alle zufrieden, besonders die Leser, die von der einen Gruppierung etwas weniger Beschallung erhalten und von der anderen mehr Sichtbarkeit.

 

Monika B. Paitl

communications9

PR für Keynote-Speaker, Trainer and Coaches

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