Innovation – leider hat “Thesaurus” zu wenig Synonyme

Innovation ist ein viel und gern verwendetes Schlagwort. Es ist beinahe schon „inflationär“, so häufig wird es verwandt. Fast jede Firma bietet nur noch Neuerungen an bzw. bezeichnet sich als innovativ.

Die Frage drängt sich auf, braucht es immer neue Erfindungen, welche oft gar keine sind, sondern lediglich Marketingsprache? Kann es nicht einfach mal ein solides Produkt mit einem sinnvollen oder angenehmen Zusatznutzen sein? Dieser kann durchaus als “neu” tituliert werden, aber bitte nicht immer dieses Schlagwort: das innovativste Produkt des Jahres!

Woher kommt dieses Übertreiben? Einfach zu beantworten, ist das nicht. Ein Faktor, der dazu beiträgt ist, dass es – bis heute – keine einheitliche Definition von Innovation gibt. Viele Bereiche wie Technik, Marketing oder Rechtsprechung verwenden diesen Begriff. Daher ist es sehr schwierig, auf einen einheitlichen Nenner zu kommen.

Zusätzlich ist Erneuerung vielfach von subjektiven Eindrücken geprägt. Ein Beispiel: Nimmt man das erste iPhone, besonders einzelne Komponenten unter die Lupe, dann ist ein Touchscreen im Jahr 2007 eigentlich keine Neuheit gewesen. Dennoch konnte das Smartphone von Apple als Innovation angesehen werden. Das Besondere war die Kombination aus Hardware und Software, die aus einem “Telefon” einen PC mit anderem Erscheinungsfaktor machte. Es gab erstmalig einen “großen” Monitor, verbunden mit allen Optionen, die ein PC bisher bot. Heute ist das Smartphone generell aus dem Berufs- und Freizeitalltag nicht mehr wegzudenken. Der App Store oder Google Play haben das Angebot, die Anwendungsmöglichkeiten und damit das Gesamtpaket als neues Geschäftsmodell abgerundet. Hierdurch ist ein neuer Markt für Softwareentwickler entstanden. Das war eine echte Innovation im entwicklerischen, technischen sowie im betriebswirtschaftlichen Sinne.

Es muss jedoch nicht immer diese Art von grundlegender Innovation sein – beispielsweise ein Tisch. Die Grundansprüche an diesen sind: Qualität, Funktionalität, Langlebigkeit und ein entsprechendes Design. Im Grunde kommt es darauf an, dass ein Tisch schlicht die Basiseigenschaften erfüllt. Neuerungen sind auch bei diesem Beispiel denkbar. Ob diese dringlich sind und wenn ja, ob dafür der Begriff “Innovation” verwendet werden kann, sei dahingestellt. Deshalb sind gleichwohl bewusste Strategien von Innovation absehbar. Warum soll etwas “revolutionär” verändert werden, wenn es sich wie am Beispiel des Tisches über Jahrhunderte bewährt hat? Jede Veränderung wäre eine Neuerung in vertikaler Ebene und nicht horizontal – also nach vorn.

Jedes neuartige Produkt birgt immer ein oder mehrere Risiken. Dabei muss beachtet werden, um diese zu minimieren, sollte u. a. der Markt beobachtet werden, um zu prognostizieren, welche Potenziale sich ergeben. Schließlich kann sich eine Entwicklung über einen langen Zeitraum erstrecken. Schlägt der Markt zwischenzeitlich eine andere Richtung ein, so kann eine Entwicklung am Markt vorbeigehen. Im schlimmsten Fall ist die Produktidee zu verwerfen. Das kostet Zeit und Kapital.

Auch eine Firmenstruktur sollte auf “Innovation” eingestellt sein. Dazu gehört der offene Umgang mit Ideen und Neuerungen. Ein Unternehmen darf angesichts enger Märkte, ständig änderndem Verbraucherverhalten sowie betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten sich diesem nicht verschließen. Tradition ist ein gutes Fundament, kann jedoch bremsend in puncto Weitsicht wirken, wenn darauf nicht zukunftsorientiert aufgebaut wird.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Es wäre angenehm, wenn Firmen nicht permanent von Innovation sprechen. Hilfreicher sowie glaubwürdiger wäre es, wenn sie kommunizieren, dass schlicht solide Produkte, die den Alltag erleichtern, zu verbessern und herzustellen sind. Damit würde die „Inflation“ des Wortes Innovation gestoppt werden und wieder an „Farbe als auch an Geschmack“ gewinnen.

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