Wo Crowdfunding schon zum Erfolg führte: Beispiele aus der Praxis

Wenn das Geld für die Realisierung eines Projektes fehlt, der Zugang zu einer „üblichen“ Finanzierungsquelle, sprich Kredit von einer Bank, warum auch immer verwehrt bleibt, kommt seit einiger Zeit der Begriff des Crowdfunding ins Spiel. Wie auch schon des Öfteren im Conepto-Blog erwähnt und beschrieben, eröffnet das Crowdfunding die Möglichkeit, sich Kapital bei einer Vielzahl von kleinen Investoren zu besorgen.

Bei unseren letzten Artikel – http://blog.conepto.at/crowdfunding-eine-neue-form-der-finanzierung/ – haben wir meist die Seite der Finanzierung betrachtet. Jedoch haben Dinge wie so oft im Leben zwei Seiten, im Fall des Crowdfundings die Seite der Finanzierung –  und die Seite der Idee. Ohne eine Idee oder ein Projekt, dass die Menschen überzeugt, ihr Geld zu investieren, nützt die ganze Bandbreite des Crowdfunding nicht das Geringste. Die Idee ist das Um und Auf. Meistens sagen viele, die Idee ist doch zu weit hergeholt. Manchmal wurde sie schon von einem Konzern angedacht, aber wieder verworfen. Doch Skepsis und Angst sind beim Entwickeln von Ideen schlechte Ratgeber, manchmal bedarf es auch Mut zur Lücke.

Ein gutes Beispiel kann man auf Kickstarter entdecken: LINK

Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Sonnenbrille, die als Kopfhörer und Headset fungiert. Der Ton wird mittels Vibration über den Schädelknochen übertragen und macht damit die klassischen Kopfhörer unnötig.

An dieser Stelle könnte man sich die Frage stellen, warum ein großer Konzern wie z.B. Apple diese Idee nicht schon für sein neues IPhone aufgegriffen und entwickelt hat.

Es gibt hier nicht die eine Antwort, sondern es spielen mehrere Faktoreneine Rolle. Fürs erste ist die Herstellung von Kopfhörern vermutlich nicht Apples Massenmarkt. Ein großer Konzern ist einfach nicht flexibel genug, um sich auf alle Segmente des Marktes zu konzentrieren. Man könnte große Konzerne mit einem 40-Tonner vergleichen: macht zwar was her, ist aber nicht so wendig und schnell wie ein Motorrad. Die Verantwortlichen der Konzerne suchen selten das Risiko, sondern beschreiten Wege, von denen sie wissen, dass sie sicher sind – schlussendlich sind sie ja ihren Aktionäreneine Dividende schuldig. Hinzu kommt, dass bei etablierten Technologien die Erfahrungswerte vorliegen und nicht erst Erfahrungen und Kompetenzen aufgebaut werden müssen, ganz zu schweigen davon, dass neue Strukturen immer mit Kosten verbunden sind. Deshalb sind für Konzerne Nischenmärkte relativ uninteressant, da sie in den meisten Fällen nicht ausreichen, um das Fortbestehen zu sichern. Große Konzerne benötigen Massenmärkte, um zu überleben.

Jedoch sind es genau diese Nischenmärkte, die kreativen Köpfe und Erfindern mit einer Idee eine Chance bieten. Nur weil noch kein Konzern diese Idee verfolgt, heißt das nicht, dass sie unrealistisch oder undurchführbar ist. Viel mehr sind Konzerne von solchen Nischenmarktbesetzern abhängig, um alle Segmente bedienen zu können. Greifen wir eines dieser anfänglichen Nischenprodukte auf, die Smartwatch. Richtig gelesen – die Smartwatch wurde von keinem Big Player entwickelt. Einer der Ersten Vertreter dieser Art war die Pepple Smartwatch, diese wurde über Crowdfunding (Kickstarter) 2012 präsentiert und erfolgreich finanziert. Mittlerweile wurde auf Kickstarter schon die dritte Generation erfolgreich unterstützt. LINK 

Die Smartwatsch hat schon seit einiger Zeit den Weg aus der Nische geschafft und wird mittlerweile von ASUS, Motorola, Samsung usw. hergestellt. Auch Apple ist auf diesen Zug aufgesprungen und konnte sich mittlerweile als Marktführer unter den Smartwatchherstellern etablieren.

Allein schon diese Beispiele zeigen, wie wichtig Crowdfunding für den Fortschritt geworden ist. Crowdfunding eröffnet der Kreativität neue Möglichkeiten. War es vor 20 Jahren für Tüftler fast unmöglich, ihre Idee mit Geld zu versorgen, so können heute kreative Köpfe z.B. Comics, Musik oder andere Werke erschaffen und damit ihre Leidenschaft zur Einkommensquelle machen.

Bei aller Begeisterung, die diesem neuen Finanzierungsinstrument entgegenschlägt, darf man nicht vergessen, dass Produkte, die über Crowdfunding ihre Investoren suchen, von ihrer besten Seite beworben werden. Denn eine Idee braucht auch das entsprechende Marketing, um ihre Investoren zu finden. Und das könnte die Produkte in einem besseren Licht erscheinen lassen, als sie verdienen. Bevor Geld investiert wird, sollte ein Investor also  überlegen ob alle Versprechungen so stimmen können, wie sie das Marketing anpreist. Wie ist der Sound der Kopfhörer, kann sie jeder nutzen usw. ?

Sind die ersten Hürden überwunden und die Finanzierung über Crowdfunding war erfolgreich, muss dies nicht unbedingt heißen, das aus einem solchen Startup ein erfolgreiches Unternehmen mit einem marktreifen Produkt entsteht. Es handelt sich eben um ein Startup, sprich ein Unternehmen in Kinderschuhen, das alle Strukturen und Wertschöpfungsketten erst aufbauen muss. Auf diesem Weg kann vieles anders laufen als geplant und das Projekt schnell scheitern. Man sollte sich also darüber bewusst sein, dass Risiken vorhanden sind. Geht jedoch der Samen, den man in die Erde gepflanzt hat, trotz aller Widrigkeiten auf und entwickelt sich daraus eine Pflanze, können Produkte wie die Smartwatch oder Runtastic entstehen.

Ein Blick auf Crowdfundingseiten wie Kickstarter oder Indiegogo zu riskieren, um nachzusehen, welche Ideen auf die Welt warten, ist die Zeit allemal wert.  Vielleicht entdecken Sie ja die Idee, die sie begeistert und der Ihrem Investment zu Blüte verhilft.

Hier noch eine paar interessante Projekte (natürlich ist dies unsere subjektive Meinung)

https://www.kickstarter.com/projects/bagel-labs/bagel-the-worlds-smartest-tape-measure?ref=category_popular

https://www.kickstarter.com/projects/solgaarddesign/lifepack-solar-powered-and-anti-theft-backpack/description

 

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