Wozu einen Businessplan – eine gute Idee reicht doch?!

Frische Impulse braucht das Land, fordert die Politik. Wirtschaftsvertreter ermutigen Kollegen, Unternehmer und gar Dienstnehmer innovativ zu denken. Das Gold Europas ist die Ressource Wissen. Viele fühlen sich dadurch ermutigt, Initiative zu ergreifen. Andere folgen einfach ihrer inneren Stimme, ihrer Berufung oder ihrer Leidenschaft. Mit einer Idee wollen sie sich selbstständig machen bzw. ihre Vision umsetzen.

Welche Schritte folgen, ist Unternehmern, die schon lange im Geschäft stehen, meistens bekannt. Auch für Berater oder Menschen, die sich für wirtschaftliche Fragen begeistern, ist der Weg zur Umsetzung im Wesentlichen klar. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Geschäftsgründern, denen das nicht bewusst ist. Sie haben ihre Idee. An diese glauben sie. Damit wird gestartet. Machen statt Reden.

Nur wenige von ihnen verfügen über ausreichende Eigenmittel, damit eine Realisierung gelingt. Bis zu einem gewissen Grad werden die Ideen oder Geschäftsmodelle vorangetrieben. Doch irgendwann kommt ein Punkt, dass diese auf ein „nächstes Level“ gehoben bzw. ausgebaut werden müssen. In irgendeiner Weise bedarf es Hilfe sowie Unterstützung. Ganz gleich, was benötigt wird, es läuft auf ein zentrales Thema zusammen: Kapital.

Nun gibt es verschiedene Optionen die erforderlichen Mittel zu beschaffen. Der klassische Weg ist ein Kredit von der Hausbank. Heute gibt es eine Vielzahl an finanzieller Unterstützung. Neben Förderungen von Land, Bund oder aws (austria wirtschaftsservice) liegen weitere Subventionen und Finanzierungen auf. Private Kredite oder das Crowdfunding sind ebenso Möglichkeiten. Gleich welche Option gewählt wird, sie alle haben etwas in der einen oder anderen Form gemeinsam: ein Businessplan wird gefordert. Der Sinn und damit das Verständnis, warum dieses Instrument so wichtig ist, wird von vielen Gründern ohne entsprechendes Wissen, verkannt. Wir, Conepto, erleben das regelmäßig. „Wieso?“, wird uns geantwortet, „ich habe doch eine tolle Idee. Reicht das nicht aus?“

Um die Notwendigkeit eines Businessplans näher zu erläutern, nehme ich meinen eigenen Schritt in die Selbstständigkeit als Beispiel. Als Dienstnehmer in verschiedenen Agenturen hatte ich immer wieder mit der Gründung von Unternehmen zu tun. Die Erstellung eines Businessplans war mir bekannt. Irgendwann entschloss ich mich, selbst ein Agenturbüro zu eröffnen. Um mir den Einstieg in die Selbstständigkeit etwas zu erleichtern, wollte ich für meine Firmengründung eine Förderung in Anspruch nehmen. Die Voraussetzung war: ein Businessplan.

Obwohl ich diese Art von Geschäftsaufstellung zigmal geschrieben hatte, tat ich mich schwer. Wozu brauchte ich einen solchen Plan? Ich kannte den Markt, wusste wer die Kunden sind und mein Geschäftsmodell war mir klar. War es das? In Seminaren kommt es öfter vor, dass bei einzelnen Teilnehmern eine Art Blockade herrscht, wenn es darum geht, beispielsweise eigene Ziele zu formulieren. In dem Moment des Niederschreibens wird den Teilnehmern bewusst, dass das Ziel oft gar nicht so eindeutig ist, wie sie gedacht hatten.

Mir erging es ebenso. Anhand einer Vorgabe arbeitete ich die geforderten Aspekte ab. Dabei stellte ich fest, dass sich meine Wahrnehmung von Zielgruppen, Markt und Chancen teilweise erheblich von dem unterschied, was ich durch analytische Recherche herausfand. Es entstand ein ganz anderes Bild. Aufgrund dieser Erkenntnis war ich gezwungen, meine Strategie zu überdenken und neu zu formulieren. Dabei wurde mir bewusst, dass ich u. a. Kooperationen einplanen musste. Auch meine zeitliche Vorstellung galt es entsprechend anzupassen. Nur ein kleiner Prozentsatz entsprach nach dieser Bestandsaufnahme dem, was ich ursprünglich annahm.

Ein elementarer Bestandteil des Businessplans ist die Kalkulation inklusive einer Prognose für drei Jahre. Um mich nicht selbst zu täuschen, berechnete ich das mit meinem damaligen Steuerberater. Natürlich war uns beiden bewusst, dass wir nur das als Grundlage verwenden konnten, was offensichtlich oder gar belegbar war. Alles andere entsprach einer Annahme, die sich wieder auf eine Annahme stützte. Wie sich ein Geschäft in drei Jahren entwickelt, ist nur äußerst bedingt prognostizierbar. Zu viele Faktoren nehmen Einfluss. Nur einige davon liegen im eigenen Machtbereich.

Spätestens bei diesem Punkt hören wir das Argument „…also, wozu einen Businessplan?“. Antwort: Die Aufstellung zu einem Geschäftsmodell, zwingt regelrecht dazu, sich durch die Beantwortung von Fragen und durch Kalkulation mit seiner Idee so objektiv und ehrlich wie möglich auseinanderzusetzen. Dabei wird deutlich was man schon hat, was noch benötigt wird, was übersehen wurde und ob die finanzielle Seite realistisch und plausibel ist. Ein Businessplan liefert mir entweder die Erkenntnis gegebenenfalls meine Idee aufzugeben, was ernüchternd ist, oder meinen Traum zu wagen.

Schaue ich mir heute meine Kalkulation von damals an und vergleiche sie mit den tatsächlichen Zahlen, so war vieles Spekulation. Das erste Jahr wurde noch annähernd getroffen, aber das zweite Jahr wich erheblich von der Realität ab. Hat der Businessplan dadurch seine Berechtigung verloren? Nein! Denn durch die Erarbeitung vorgegebener Punkte, stellte ich meine Idee auf den Prüfstand. Die angestrebte Selbstständigkeit musste ich mir genau durchdenken. Das Ergebnis des Businessplans war positiv. Das motivierte mich, den Schritt zu gehen. Ich hatte eine Richtung.

Eine gute Idee ist eine hervorragende Ausgangsbasis. Der Businessplan liefert das Fundament, damit Visionen Realität werden können.

 

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