Farbe bekennen

Ist es Ihnen ebenfalls aufgefallen: In den letzten Jahren versuchen Unternehmen, Politik, Produkte und gar einzelne Personen wie beispielsweise Schauspieler, Sänger oder Redner „allen“ zu gefallen. Nahezu jeder soll sich mit dem beworbenen identifizieren und sich wohl fühlen. Dazu passt der Trend des Schlagerpops, der zum Hype geworden ist und somit eine euphorische Begeisterung auslöst. Alles ist schön, bunt, sorgenfrei sowie leicht. Eine perfekte Marketingmaschine arbeitet dabei im Hintergrund. Es werden Menschen als auch Situationen gezeigt, die makellos, ohne Ecken und Kanten sind. Im Prinzip ist es die pure Langeweile. Vermutlich sind diese Kampagnen deshalb so erfolgreich, weil es der Kontrast ist zu der Welt, wie sie in z.B. Nachrichten gezeigt wird, schrittweise im Chaos versinkt. Keiner bekennt mehr Farbe!

Aus diesem Grund ist es an der Zeit, Statements zu setzen sowie Standpunkte zu beziehen. Aktueller Anlass ist die Flüchtlingsdebatte. Dieter Zetsche, Chef der Daimler AG lieferte hier ein Beispiel: Link zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/iaa/daimler-chef-zetsche-fluechtlinge-koennten-neues-wirtschaftswunder-ausloesen-13803671.html

Ein weiteres Statement untermauert die Aussage von Herrn Zetsche. Es stammt von Stephen Hawking: „Intelligenz ist die Fähigkeit sich dem Wandel anzupassen.“ Dieser Satz wurde in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise in der Huffington Post veröffentlicht: Link zur The Huffington Post http://www.huffingtonpost.de/2015/09/16/stephen-hawking-fluchtlingskrise_n_8144410.html

Farbe bekennen ist in vielen Bereichen unseres Zusammenlebens jedoch nötig. Sei es in der Politik, der Gesellschaft, in Unternehmen oder als Selbstständiger. Gerade bei Letzteren zeigt sich die Rückgratlosigkeit auch in einem anderen, aber wichtigen Punkt: der Preispolitik. Wir haben es mittlerweile geschafft, dass sich gerade kleine Firmen immer mehr unter Druck setzen lassen. Die Preise werden diktiert und damit immer weiter nach unten nivelliert. Wohin führt das? Es führt nachweislich dazu, dass Menschen neben ihrer Selbstständigkeit gezwungen sind, einen zusätzlichen Job anzunehmen. Darunter leidet die Qualität, die immer fragwürdiger wird und schließlich auch der Mensch selbst.

Was sind die Folgen? Was die Perspektiven? Wohin führt das? Diesen Fragen kann sich jeder selbst beantworten. Die Lidl- oder Hoferisierung sind die Folge. Vernünftigerweise müssten von vornherein betriebswirtschaftliche, wohlbedachte sowie faire Preise angeboten werden. Die eine Seite könnte ohne Zubrot davon leben und die andere Seite bekommt Leistungen, die qualitativ hochwertig bzw. ausgewogen sind. Leider ist es besonders auf dem Gebiet von Lebensmitteln und Dienstleistungen so, dass jeder Kunde einen Mercedes fahren will, aber nur den Preis eines gebrauchten Fiat Panda bezahlen möchte.

Zugegeben, in dem Bereich – und nur für diesen können wir sprechen, in dem CON3PTO tätig ist – ist es für den Kunden schwer abzuschätzen, was er erhalten wird und vor allen Dingen mit welcher für ihn spürbaren Wirkung. Nur wenige Kunden beschäftigen sich eingehend mit der Thematik des Marketings, der Kommunikationsstrategie oder gar der Markenführung. Das ist verständlich. Doch es ist wenig hilfreich, wenn uns bereits im Vorfelde manche sagen, dass eine Aufgabe leicht realisierbar ist, respektive wie schnell man Lösungen wird umsetzen können, ohne selbst im Detail zu stecken. Wir sagen beispielsweise einem Tischler ebenfalls nicht, wie ein Tisch zu bauen ist. Uns fehlt das Wissen. Der Handwerker würde uns antworten: „ Lasst mich meine Arbeit machen und ihr macht eure, sonst könnt ihr euren „Sch…ß“ selbst erledigen, wenn es so einfach ist.“ Das ist ein Statement.

Es muss klar werden, dass eine vernünftige Leistung definitiv ihren Preis hat! Unsere Auffassung ist: Steht zu euren Leistungen und Kalkulationen. Lasst euch eure Preise nicht schlecht oder kleinreden. Beharrt darauf und macht deutlich, dass diese genau den benannten Wert haben. Wenn man für 3,50 Euro die Stunde arbeitet, ist es wirtschaftlich gesehen besser man meldet sich „arbeitslos“. Das Gleiche gilt ebenso für Menschen, die in Anstellung sind. Arbeit stellt einen Wert dar. Das spiegelt sich neben dem monetären Aspekt gleichermaßen in der persönlichen Wertschätzung wider.

Es fehlt leider an Charakteren, die tatkräftig Positionen beziehen – um Farbe zu bekennen. Natürlich muss mit Widerstand gerechnet werden, aber das „Gleichschalten“ von allem und jedem führt zur Stagnation sowie zu allgemeinem Frust. Was bleibt, ist die Flucht in mediale Soaps.

Zum Abschluss ein Gedanke, der an den Eingang des Zwischenrufs knüpft: Wäre es unvernünftig, anstatt gegen Flüchtlinge zu wettern bzw. stets nur Teilaspekte zu argumentieren, rascher integrative Lösungen zu finden? –

Das wäre doch genau genommen eine gute Form des Farbebekennens und nähme destruktiven Kräften den „Wind aus den Segeln“.

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